Tyler Durden

Golf-Krise: Waren Satellitenaufnahmen iranischer Raketen der Auslöser?

Die »Iran-Krise« dauert weiter an und das internationale Händeringen kennt keine Grenzen. Einige Verbündete der USA – insbesondere Spanien, Deutschland und die Niederlande – ziehen mittlerweile Truppen ab, die bislang amerikanische Einheiten im Nahen Osten unterstützt hatten. Und wir stellen uns die Frage: Was wissen wir denn eigentlich über die geheimdienstlichen Erkenntnisse, die laut John Bolton Auslöser für die Golf-Krise sind?

Wir wissen, dass ein Großteil der Erkenntnisse vom israelischen Geheimdienst Mossad an die US-Regierung weitergereicht wurde. Die Erklärungen der führenden amerikanischen Regierungsvertreter und deren regionaler Verbündeter sind jedoch noch nicht ganz einleuchtend. Bei seinem Überraschungsbesuch in Bagdad vergangene Woche erklärte der amerikanische Außenminister Mike Pompeo: »Amerikanische Geheimdienstinformationen zeigen, dass von Iran unterstützte Milizen Raketen in die Nähe von Stützpunkten verlegt haben, auf denen amerikanische Truppen stationiert sind.«

Dem Bericht auf Fox zufolge berichtete eine ranghohe irakische Quelle über Pompeos Aussagen: »Sie sagten, sollte es auf irakischem Boden zu einem Angriff auf die USA kommen, würde man Verteidigungsmaßnahmen ergreifen, ohne sich mit Bagdad abzustimmen.«

Allerdings scheinen Amerikas Verbündete Washingtons Einschätzung der Lage nicht zu teilen. So sorgte der britische Generalmajor Christopher Ghika, stellvertretender Kommandeur der von den USA angeführten Koalition, für einen nahezu beispiellosen Streit unter den Alliierten, als er diese Woche auf einer Pressekonferenz des Pentagon erklärte: »Nein – es gab keine erhöhte Bedrohung durch iranisch unterstützte Truppen im Irak und Syrien«.

Und der irakische Ministerpräsident Adel Abdul Mahdi sagte am Dienstag, seiner Regierung lägen keine Erkenntnisse vor über »Bewegungen, die eine Bedrohung für irgendeine Seite darstellen«. Die irakische Regierung erfülle ihre Pflicht, »alle Parteien zu schützen«.

Was hat es jetzt also mit dieser neuen »Bedrohung« auf sich, die die USA dazu veranlasste, ihr Militär in der Region zu verstärken, was wiederum Irans Generäle dazu brachte, zu warnen: »Wir stehen am Rande einer ausgewachsenen Konfrontation mit dem Feind.« Das alles nur, weil iranische oder vom Iran unterstützte Einheiten im Irak ein paar Raketen von A nach B verlegen? Das wäre nichts Neues.

Bereits im August berichtete Zerohedge mit Bezug auf eine Reuters-Meldung, dass der Iran seine Gegner überrascht hat, indem er ballistische Raketen in den Irak verlegte – von wo aus sie ganz leicht Tel Aviv erreichen könnten. Damals wurde bekannt, dass der Iran »bereits Monate zuvor« ballistische Kurzstreckenraketen zu schiitischen Truppen im Irak verlegt hatte, wie westliche und irakische Geheimdienstquellen erklärten. Deshalb zuckten einige Nahost-Experten und Militäranalysten als Reaktion auf die »brandneuen« Erkenntnisse aus dem Weißen Haus bloß gelangweilt mit den Schultern.

Die New York Times veröffentlichte diese Woche einen Bericht, in dem sie sich auf drei Vertreter des Verteidigungsministeriums beruft und erklärt: »Die Informationen, die das Weiße Haus dazu brachten, ihre Warnungen bezüglich der Bedrohung durch den Iran zu verschärfen, gehen auf Fotos von Raketen auf kleinen Booten im Persischen Golf zurück, Raketen, die von iranischen paramilitärischen Einheiten an Bord gebracht wurden.« Weiter heißt es:

»Aufgrund einer Luftbildaufnahme von vollständig zusammengesetzten Raketen befürchtet man, die Iranische Revolutionsgarde könnte diese auf Marineschiffe der Vereinigen Staaten abfeuern. Zudem gab es Drohungen gegen die Handelsschifffahrt sowie Informationen über mögliche Angriffe auf amerikanische Truppen, ausgeführt von arabischen Milizen mit Verbindungen zum Iran.«

Spitzenpolitiker sollten jedoch sicherzustellen, dass der Kongress eingebunden ist, bevor militärische Aktionen gegen den Iran eingeleitet werden, schrieb die New York Times. Nancy Pelosi, die Sprecherin des Repräsentantenhauses, kritisierte dem Medienbericht zufolge in einem vertraulichen Treffen der Demokraten im Repräsentantenhaus »die fehlende Transparenz der Regierung zu geheimdienstlichen Erkenntnissen«.

Pompeos Aussagen aus der Fox-Meldung scheinen sich mit dem zu decken, was die New York Times berichtet. Amerikanische Verbündete in der Region interpretieren die »Satelliten-Beweise«, wonach die Iraner Raketen auf ihrem Territorium verlegen, als rein defensive Aktionen.

Quelle: Zerohedge

Freitag, 17.05.2019