Torsten Groß

Klimapropaganda: Früherer Obama-Berater kritisiert »Krise der Aufrichtigkeit«

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Steven Koonin, früherer Unterstaatssekretär im Energieministerium und wissenschaftlicher Chefberater der Regierung Barack Obama, wird in Kürze ein neues Buch mit dem Titel Unsettled: What Climate Science Tells Us, What It Doesn’t, and Why It Matters veröffentlichen. Dort geht Koonin mit der von Politikern, Medien und Umweltaktivisten verbreiteten Klimawandel-Propaganda hart ins Gericht. Seine Kernthese lautet, dass die veröffentlichte Meinung zur Erderwärmung und ihren Folgen immer stärker von dem abweicht, was die Wissenschaft tatsächlich zu diesem viel diskutierten Thema sagt. Die wahre Krise im Zusammenhang mit der Klimaproblematik sei eine Krise der politischen und wissenschaftlichen Aufrichtigkeit.

Der 69-jährige Koonin ist theoretischer Physiker und gilt als ein Mathematik-Genie. Er hat am Massachusetts Institute of Technology (MIT) promoviert und ist heute als Wissenschaftler am renommierten California Institute of Technology (kurz Caltech) tätig. Koonin kann auf eine 40-jährige Karriere in Forschung, Beratung und Management sowohl im öffentlichen Bereich wie in der Privatwirtschaft zurückblicken. Er steht in engem Kontakt mit führenden Klimawissenschaftlern und kann deshalb beurteilen, was die Experten derzeit über die Klimaentwicklung auf der Erde wissen und was nicht.

Koonin ist ein Klima-Realist, kein »Klima-Leugner«. Für ihn ist es eine ausgemachte Sache, dass sich das Klima verändert, wie das bereits in der Vergangenheit der Fall war.

Historische Aufzeichnungen und geologische Studien zeigten, so Koonin, dass es früher erhebliche Schwankungen der Temperatur auf unserem Planeten gegeben hat, die manchmal innerhalb von nur wenigen Jahrzehnten auftraten. Im 20. Jahrhundert etwa sei die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Erde um 1,4 Grad Celsius gestiegen. Ebenso wenig stellt Koonin in Frage, dass der Mensch das Klima beeinflusst. In der Wissenschaft bestehe weitestgehend Konsens darüber, dass die steigende Menge an Treibhausgasen in der Atmosphäre, die vor allem durch den Ausstoß von Kohlendioxid infolge des Verbrauchs fossiler Brennstoffe verursacht wird, zur Erderwärmung beitrage – auch wenn die Ansichten, in welchem Umfang dies geschieht, teilweise um den Faktor drei abwichen.

Koonin vertritt aber im Gegensatz zum politisch-populistischen Mainstream die Auffassung, dass der aktuelle Erkenntnisstand der Wissenschaft bei weitem nicht ausreicht, um Aussagen über die Gestaltung einer vernünftigen Klimapolitik treffen zu können. »Climate Science Is Not Settled« (»Die Klimawissenschaft steht nicht fest«) widerspricht Koonin der landläufig verbreiteten Meinung.

Kritik übt Koonin vor allem an den heute verwendeten Klimamodellen und den daraus abgeleiteten Prognosen über die Entwicklung der globalen Temperatur, die der Politik als Rechtfertigung für die von ihr beschlossenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Erderwärmung dienen. Die Qualität der mit Hilfe dieser Modelle gewonnenen Erkenntnisse sei zu schlecht, um auf ihrer Grundlage über das Leben von Milliarden Menschen und den Einsatz von Billionen Dollar an Steuergeldern zu entscheiden. Vor allem jüngere Wissenschaftler hätten den Unterschied zwischen Realität und Simulation aus den Augen verloren, so Koonin.

Obwohl der Physiker ebenso wie das Gros der Klimatologen davon ausgeht, dass die weltweite Temperatur im laufenden Jahrhundert um ein weiteres Grad steigen wird, sieht er – im Einklang mit den meisten ökonomischen Studien – keine Notwendigkeit für einen raschen und umfassenden Ausstieg der Industrienationen aus der Nutzung fossiler Brennstoffe, wie sie von der Politik gerade in Deutschland und der EU alarmistisch propagiert wird. Das würde selbst dann gelten, wenn es gelänge, nach Wohlstand strebende Schwellenländer wie China, Indien, Brasilien und Indonesien, die zusammen für etwa 40 Prozent der Kohlenstoff-Emissionen verantwortlich sind, mit ins Boot zu holen und sie von ihrem Wachstumskurs abzubringen. Denn die in der Öffentlichkeit weit verbreitete und durch populärwissenschaftliche Berichte in der Presse genährte Überzeugung, man könne die CO2-Konzentration durch den reduzierten Verbrauch von Kohle, Öl und Gas einfach herunterfahren, sei ein Irrglaube.

Tatsächlich würden etwa 40 Prozent des emittierten Kohlendioxids für einen langen Zeitraum von 100 Jahren und mehr in der Atmosphäre verbleiben. Treibhausgase, so Koonin, verursachten zwar eine Erwärmung der Erde; der Anstieg der Temperatur verlaufe aber nach jetzigem Kenntnisstand nur langsam und nicht unkontrolliert bzw. in großen Sprüngen. Und selbst wenn diese Annahme falsch wäre, sei die Menschheit gar nicht in der Lage, ihre Emissionen so stark zu vermindern, um die Klimaentwicklung signifikant zu beeinflussen. Selbst radikale Maßnahmen hätten deshalb nur einen geringen Effekt, der – wenn überhaupt – erst nach Jahrzehnten spürbar werden würde. Dem stünden aber enorme Kollateralschäden gegenüber, die vor allem aus finanziellen Mehrbelastungen für Unternehmen und Verbraucher resultierten, etwa wegen strenger Regulierungen sowie höherer Steuern und Abgaben zur Finanzierung der billionenteuren Klimaschutzprogramme. Die Folgen: Ein vermindertes Wirtschaftswachstum, Arbeitsplatzverluste vor allem in der Industrie und ein insgesamt sinkender Lebensstandard der breiten Bevölkerung.

Außerdem müssten die Bürger mit weitreichenden Eingriffen in ihre Grundrechte durch Vorschriften und Verbote rechnen, vor allem in Deutschland, das auch beim Klimaschutz den Musterschüler spielen will. Bereits im Dezember 2019 betonte Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) die Notwendigkeit des »Verzichts« für ein »klimabewusstes Leben« namentlich durch Abstriche bei Urlaubsreisen sowie die Hinnahme höherer Preise für Heizung und Kraftstoff. Und Karl Lauterbach, Gesundheitsexperte der SPD, fordert »Maßnahmen zur Bewältigung des Klimawandels, die analog zu den Einschränkungen der persönlichen Freiheit in der Pandemie-Bekämpfung sind.«

Dem Corona-Lockdown soll also der Klima-Lockdown folgen, ein auf den ersten Blick absurder Vorschlag, der aber durchaus Realität werden könnte, sollten die ökosozialistischen Grünen nach der Bundestagswahl die Kanzlerin stellen, erst recht in einer »progressiven« Koalition mit SPD und der noch wesentlich sozialistischeren Linkspartei!

Doch zurück zu den Thesen von Steven Koonin. Der weist darauf hin, dass selbst John Kerry, Sonderbeauftragter für das Klima der seit Januar im Amt befindlichen Biden-Regierung kürzlich eingeräumt hat, dass die Netto-Null-Zielsetzung des neuen Präsidenten zur Erreichung von »Klimaneutralität« in den USA keinen Einfluss auf die globale Erderwärmung haben werde, wenn nicht auch die Entwicklungs- und Schwellenländer mitzögen, die etwa 70 Prozent der Treibhausgase emittieren. Doch die haben dafür kaum Anlass. Anstatt auf erneuerbare Energien setzt man hier weiter auf fossile Brennstoffe und vor allem auf die vergleichsweise billige Kohle. Allein in Afrika sind nach Angaben von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller 950 Kohlekraftwerke in Bau oder in Planung.

Die enormen Kosten, die eine »Dekarbonisierung« der Wirtschaft in den Industriestaaten mit sich bringt, und die von der etablierten Politik gewollte Beschneidung der bürgerlichen Freiheitsrechte, stehen also völlig außer Verhältnis zum klimapolitischen Nutzen dieser Maßnahmen. Das gilt nicht nur mit Blick auf die Vereinigten Staaten von Amerika mit einem Anteil von knapp 15 Prozent am weltweiten CO2-Ausstoß, sondern erst recht für Deutschland, das gerade einmal zwei Prozent zu den globalen Emissionen beiträgt!

Der hektische Aktionismus, den die politischen und wirtschaftlichen Eliten in Sachen Klimaschutz an den Tag legen, ist aber gar nicht erforderlich.

Denn die Menschheit hat ausreichend Zeit, um auf die Erderwärmung zu reagieren, lautet eine weitere zentrale Botschaft von Koonin.

In einigen Jahrzehnten, so der Wissenschaftler, werde man technische Verfahren entwickelt haben, um Kohlendioxid direkt aus der Atmosphäre abzuscheiden und sicher endzulagern – und das zu sehr viel geringeren Kosten als die Maßnahmenpakete, mit denen die Politik den Ausstoß von CO2 begrenzen will. Und ohne die Bürger zu drangsalieren und ihr Recht auf ein selbstbestimmtes Leben durch eine immer umfassendere Bevormundung des Staates zu kastrieren.

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Dienstag, 20.04.2021