Prof. Michel Chossudovsky

»Krieg ist gut fürs Geschäft«: Insiderhandel, Geheiminformationen und der Angriff der USA auf Syrien

»Krieg ist gut fürs Geschäft« und wenn man die Kriegspläne der Amerikaner und Briten im Vorfeld kennt, ist das für Investoren und institutionelle Anleger von unschätzbarem Wert.

Nachdem am Freitag, den 14. April, Syrien bombardiert worden war, schossen am Montagmorgen, dem nächsten Handelstag, die Aktien von Lockheed und BAE in die Höhe.

Rein zufällig ist Philip May, der Ehemann von Großbritanniens Premierministerin Theresa May, ein ranghoher Manager bei der Capital Group, die wiederum ein Großaktionär sowohl von Lockheed Martin als auch von British Aerospace (BAE) ist.

»Philip May ist sowohl ranghoher Manager eines immens einflussreichen Investmentunternehmens und hat gleichzeitig über die Premierministerin Zugang zu Insiderinformationen in großer Menge. Das ist Wissen, das, wenn es publik wird, den Aktienkurs der Unternehmen, in die seine Firma investiert, stark beeinflusst. Mays offizielle Anstellung sorgt mit Blick auf seinen Status als Ehemann einer amtierenden Premierministerin für einen gewaltigen Interessenkonflikt.« (Tom D. Rogers, Disgusting Conflict of Interest: Theresa May’s Husband’s Investment Firm Made a »Financial Killing« from the Bombing of Syria, 17. April 2018 (Hervorhebung von mir)

So lief der Angriff auf Syrien

Das Pentagon hatte starke Flottenverbände ins östliche Mittelmeer beordert. Die britische Regierung hatte die Bomber der Royal Air Force in Alarmbereitschaft versetzt und der amerikanische Flugzeugträger USS Harry S. Truman war auf dem Weg ins östliche Mittelmeer.

Unterdessen hatte Russland an dem Mittwoch vor dem unter Führung der USA veranstalteten Angriff vor der syrischen Küste größere Manöver abgehalten. Russlands Verteidigungsministerium hatte gewarnt, man werde mit dem Raketenabwehrsystem S-400 antworten, und zwar nicht nur gegen Luft-Boden-Raketen und Tomahawk-Marschflugkörper der Koalition, sondern auch gegen deren Kriegsschiffe, Kampfjets und Bomberflugzeuge im östlichen Mittelmeer.

Die Öffentlichkeit wurde in dem Glauben gehalten, dass eine größere Konfrontation zwischen Russland und der von den USA geführten Koalition unmittelbar bevorstand und dass verheerende Konsequenzen denkbar seien. Unterdessen war eine Handvoll Personen in den höchsten Machtbereichen der Regierungen von USA, Großbritannien und Frankreich in die exakten Details und den Zeitpunkt der Bombardierung eingeweiht. Der Angriff fand am Abend des 13. April statt, einem Freitag, zu einer Zeit, als die großen Aktienbörsen der Welt geschlossen waren. Diese Personen wussten im Vorfeld, dass es nicht zu einer Konfrontation zwischen Russland und der von den USA geführten Koalition kommen würde.

Hatte Philip May Zugang zu streng geheimen Informationen, die ihm die britische Premierministern Theresa May zukommen ließ? Wusste er im Vorfeld genau, wie der Angriff auf Syrien am 14. April ablaufen würde und welche Folgen er haben würde?

Gingen diese Informationen auch an eine Handvoll Spießgesellen Trumps, an Familienmitglieder und Partner an der Wall Street?

Teilte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron – der über enge Verbindungen zu mächtigen Finanzinteressen verfügt – seine Geheiminformationen mit seinen Freunden aus der Finanzwelt, den Rothschilds und den Goldman-Sachs-Bankern?

Geheimabkommen mit den Russen

Wie gesagt: Einige wenige ranghohe Personen in den USA, Großbritannien und Frankreich und deren Kumpel aus der Finanzwelt wussten, was geschehen würde. Die überwältigende Mehrheit der Broker hingegen tappte völlig im Dunkeln. Sollten sie für die Anteile von Luftfahrt- und Rüstungsunternehmen wie Lockheed Martin und Raytheon auf fallende Kurse setzen oder doch lieber auf steigende?

In dem streng geheimen Abkommen mit Russland hieß es, dass keine militärischen Ziele Russlands angegriffen werden würden. Russland versprach im Gegenzug, nicht militärisch auf den Angriff der von den USA geführten Koalition zu reagieren.

Der Angriff war inszeniert. Ein konkretes militärisches Ziel gab es nicht. War es eine kostspielige Propaganda-Aktion, die Trump »das Gesicht retten« sollte und dafür gedacht war, seiner Präsidentschaft stärkeren öffentlichen Rückhalt zu verschaffen?

Über 100 Raketen wurden auf drei Ziele abgefeuert. Diese Ziele waren mit den Russen abgestimmt worden. In Großbritannien, Frankreich und den USA wussten die Staatsvertreter und ihre Kumpel nicht nur, wann der Angriff stattfinden würde, sie besaßen zudem auch Geheiminformationen über das voraussichtliche Ergebnis der sorgfältig mit Russland ausgehandelten Luftangriffe.

Syriens Luftabwehr reagierte auf die Raketenangriffe mit Technologie, die noch aus Sowjetzeiten stammt. Die Medien bejubelten den Angriff als Erfolg und am Montagmorgen schossen nach Handelsbeginn die Aktien von Lockheed Martin, Boeing, Raytheon und BAE in die Höhe.

Hätte Russland effektiv zurückgeschlagen, amerikanische Kriegsschiffe attackiert und Kampfjets der Koalition vom Himmel geholt, hätte das zu einem deutlich anderen Ergebnis geführt. Aller Wahrscheinlichkeit nach hätten die Aktien von Lockheed Martin, Raytheon, BAE und den anderen deutlich an Wert verloren.

Am Tag vor dem angeblichen Chemiewaffenangriff in Duma (6. April) verlor die Lockheed-Aktie 3,46 Prozent und schloss mit 334,66 Dollar. Am 19. April lag sie bei 353,38 Dollar, ein Anstieg von 5,5 Prozent.

Verfügte eine Handvoll mächtiger Finanzakteure über Geheiminformationen, die ihnen von Politikern in hohen Ämtern zugespielt wurden und die es ihnen ermöglichten, die Entwicklung vorherzusagen und ihre Finanzwetten auf einen Anstieg der Kurse großer Rüstungsunternehmen wie Northrop Grumman, Lockheed Martin, BAE, Raytheon und Boeing abzuschließen?

Raytheon stellt Tomahawk-Marschflugkörper her, wie sie in Syrien zum Einsatz kamen, Lockheed Martin fertigt die Luft-Boden-Raketen.

Großer Reibach?

Reden wir hier darüber, dass die Familien und/oder Kumpane von führenden amerikanischen, britischen und französischen Regierungsvertretern Milliarden eingesackt haben? Es muss sorgfältig geprüft werden, wer von den Wertpapiergeschäften sowie mit dem Handel von Optionsscheinen profitiert hat.

Krieg, Politik und Insiderhandel 

Allgemein gesprochen stellt Insiderhandel einen Routineprozess dar, mit dessen Hilfe sich die Finanzeliten bereichern. Mächtige Finanzakteure haben Zugang zu Vorabwissen, was wichtige politische und militärische Entscheidungen angeht (beispielsweise durch ihre gesellschaftlichen Verbindungen zu Politikern).

Wenn man beispielsweise bereits im Vorfeld Bescheid weiß, wie die Premierministerin in bestimmten Fragen rund um den Brexit entscheiden wird, dann ist das für mächtige Finanzinteressen und institutionelle Anleger ein Instrument von unschätzbarem Wert.

Interessenkonflikte und korrupte Politiker sind von zentraler Bedeutung, um mit den Mitteln des Insiderhandels Gewinne einzustreichen.