Torsten Groß

Preisanstieg: US-Investor Buffet warnt vor »nachhaltiger Inflation«

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Warren Buffett, milliardenschwere US-Investorenlegende und einer der reichsten Männer der Welt, hat im Rahmen seiner vor einigen Tagen abgehaltenen Jahreskonferenz mit Investoren vor einem deutlichen Preisanstieg in den USA gewarnt. »We’re seeing very substantial inflation«, sagte der 90-Jährige. Außerdem widersprach Buffett der von Notenbanken und regierungsnahen Experten verbreiteten Behauptung, die Inflation werde nur vorübergehender Natur sein. Das sei mitnichten der Fall. Denn die steigenden Preise werden von den Verbrauchern akzeptiert, weil sie sich die Ausgaben dank der großzügigen Sozialtransfers des Staates in der Corona-Pandemie leisten könnten.

Tatsächlich sind die Haushaltseinkommen in den USA aktuellen Daten zufolge im März so stark gestiegen, wie nie zuvor in diesem Monat seit Beginn der Aufzeichnungen, weil die vom Kongress beschlossenen Direktzahlungen in Höhe von 1.400 Dollar pro Person auf den Konten der meisten US-Amerikaner eingegangen sind (ausgenommen sind Alleinstehende mit einem Verdienst von 80.000 Dollar und Paare ab 160 000 Dollar). Das Einkommen des US-Durchschnittshaushalts besteht jetzt zu 34 Prozent aus staatlichen Unterstützungsleistungen, was ebenfalls einen historischen Höchststand markiert. Die Zahlungen der Regierung haben auch dazu beigetragen, dass die Summe der »überschüssigen« Ersparnisse, die für den Konsum zur Verfügung stehen, auf ein Rekordhoch von zwei Billionen US-Dollar gestiegen ist.

Das hat Folgen für die Inflationserwartung in den USA. Einer Erhebung zufolge ist die Zahl der Firmenchefs, die aktuell vor einem scharfen Preisanstieg warnen, so hoch wie zu keinem anderen Zeitpunkt seit Beginn der Befragung im Jahre 2011. Im Vergleich zu 2020 hat sich die Zahl der Pessimisten um satte 800 Prozent erhöht. Die Prognosen der Unternehmensführer haben sich in der Vergangenheit als treffsicher erwiesen und laufen der tatsächlichen Entwicklung um etwa ein Quartal voraus. Der starke Preisauftrieb könnte also im Spätsommer einsetzen.

Die Analysten der renommierten Bank of America halten sogar eine »vorübergehende Hyperinflation« für möglich. Ein noch düsteres Szenario malt Waffen Buffett. Er glaubt wie gesagt nicht nur an einen temporären Anstieg der Preise, sondern sieht eine nachhaltige Aufwärtsentwicklung der Verbraucherpreise.

»It just won’t stop«, so Buffett. »People have money in their pocket and they’ll pay the higher prices. (…) There’s more inflation going on that people would have anticipated six months ago or thereabouts.« Wenn die Biden-Regierung oder die amerikanische Notenbank das Gegenteil behaupteten, um die Bevölkerung zu beruhigen, dann sei das eine Lüge.

Buffet könnte recht behalten.

Die aktuelle Situation in den USA erinnert fatal an die sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Der damalige Präsident Lyndon B. Johnson (Demokraten) rief seinerzeit den Kampf gegen die Armut im Land aus. Seine Maßnahmen führten zwar zu einer deutlichen Senkung der Arbeitslosigkeit in den USA. Allerdings reichte der Mindestlohn, mit dem sich viele Erwerbstätige bescheiden mussten, nicht aus, um die Lebenshaltungskosten zu decken. Deshalb wurden zusätzlich diverse Sozialprogramme aufgelegt, die bis heute existieren. Dazu gehörten neben Lebensmittelmarken vor allem das Gesundheitsfürsorgeprogramm Medicaid für Menschen mit geringem Einkommen sowie Medicare, die bundesstaatliche Krankenversicherung für ältere oder behinderte Bürger. Beide Programme zusammengenommen schlagen derzeit mit jährlich 1,3 Billionen US-Dollar zu Buche, das entspricht sechs Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes und ist der größte Ausgabenposten im Budget der Bundesregierung. Die Politik Johnsons war nicht zuletzt deshalb erfolgreich, weil sie durch die amerikanische Notenbank FED unterstützt wurde. Sie sorgte dafür, dass die Geldmenge schneller wuchs als die Wirtschaft. Die Zinsen wurden lange Zeit auf niedrigem Niveau gehalten, was es Johnson ermöglichte, seine Sozialprogramme über neue Schulden zu finanzieren. Die Folge war ein deutlicher Anstieg der Inflation in den siebziger Jahren.

Dieses Szenario könnte sich nun wiederholen, denn auch der amtierenden Präsident Joe Biden hat umfangreiche Ausgabenprogramme auf den Weg gebracht mit dem Ziel, die Wirtschaft nach dem Ende der Corona-Krise anzukurbeln und die soziale Ungleichheit in den USA zu bekämpfen. In den ersten drei Monaten seiner Amtszeit hat Biden mehr Reformpläne vorgelegt und ausgabenträchtige Visionen formuliert, als seine beiden Vorgänger – also Obama und Trump – zusammen. Binnen weniger Wochen hatte die Regierung das zweitgrößte Konjunkturpaket aller Zeiten mit dem gigantischen Volumen von 1,9 Billionen US-Dollar aus dem Boden gestampft.

Dieses Programm soll nun durch den American Jobs Plan zum Ausbau der Infrastruktur abgelöst werden, das einen Umfang von mindestens 2 Billionen US-Dollar haben wird. Dem soll der American Families Plan folgen, der weitere 1,8 Billionen US-Dollar kosten würde.

In Summe könnte die Ausgabenorgie der linken US-Regierung den Staatshaushalt mit  6 Billionen US-Dollar belasten. Die Maßnahmen verfolgten allerdings nicht nur den in der Presse gerne hervorgehobenen ökonomischen Zweck, die USA zu modernisieren, die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zu stärken und die Armut zu verringern.

Vielmehr haben sie auch eine machtpolitische Komponente. Es geht es darum, Wähler der Mittelschicht und der Arbeiterschaft, die bei der Präsidentschaftswahl 2016 scharenweise für Donald Trump stimmten, für die Demokraten zurückzugewinnen und so einen möglichen Wiedereinzug des ungeliebten Immobilienmilliardärs ins Weiße Haus im Jahre 2024 zu verhindern.

Man könnte die umfangreichen Maßnahmen Bidens deshalb auch als »Wählerbestechung« bezeichnen, finanziert durch die Ausweitung der Staatsschulden und damit zu Lasten künftiger Generationen!

Ähnlich wie in den sechziger Jahren erfährt die Politik der US-Regierung Unterstützung durch die lockere Geldpolitik amerikanische Notenbank, die in absehbarer Zeit weder die historisch niedrigen Zinsen spürbar anheben noch ihre Anleihenkäufe reduzieren will. Ähnlich wie in den siebziger Jahren könnte deshalb in der laufenden Dekade eine Phase hoher Inflation folgen, die ausgehend von den USA andere Industriestaaten und schließlich die ganze Welt erfassen wird.

Bereits jetzt mehren sich auch in Deutschland und Europa die Anzeichen, dass es schon bald zu einem deutlichen Inflationsschub kommen könnte. Derzeit ist infolge der mit dem Auslaufen der Corona-Pandemie wieder anziehenden Weltkonjunktur ein rasanter Anstieg der Rohstoffpreise und Transportkosten zu beobachten. Doch nicht nur der Nach-Corona-Boom, auch der massive Ausbau der erneuerbaren Energien und der Elektromobilität wirken preistreibend. Der Preis für Kupfer, der als einer der wichtigsten Vorboten für die Entwicklung der weltweiten Konjunktur gilt, erklimmt immer neue Rekordkurse an den Terminbörsen. Innerhalb von nur 12 Monaten hat sich der Preis für das wichtige Metall praktisch verdoppelt. Der Bloomberg Commodity Index, der die 20 wichtigsten Industrierohstoffe umfasst, notiert aktuell auf dem höchsten Stand der letzten 10 Jahre. Für die Unternehmen bedeutet das steigende Herstellungskosten, die zunehmend auf die Kunden abgewälzt werden. Im März sind die Erzeugerpreise bereits um 3,7 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres gestiegen. Auch das Bauen wird wegen der steigenden Kosten für Rohstoffe und Material immer teurer, was am Ende auch auf die Mieten durchschlagen wird, die schon jetzt besonders in den urbanen Ballungsräumen durch die Decke gehen.

Die anziehenden Preise machen sich zunehmend in den Portemonnaies der Verbraucher bemerkbar: Im April betrug die Inflationsrate in Deutschland 2,0 Prozent, nachdem die Preise im Dezember noch um 0,3 Prozent gefallen waren. Das dürfte erst der Anfang sein. Nicht nur die wieder positive Wirtschaftsentwicklung und globale Lieferengpässe, auch die explodierenden Kosten für EU-Verschmutzungszertifikate, die zum Ausstoß von Kohlenstoffdioxid berechtigten, und hierzulande die nationale CO2-Abgabe, die nicht zuletzt wegen der fragwürdigen Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutzgesetz in den nächsten Jahren noch stärker steigen könnte als ursprünglich geplant, werden den Preisauftrieb befeuern. Vor allem für Menschen mit geringen Einkommen dürfte das Leben in Deutschland künftig immer weniger bezahlbar sein.

Geldpolitische Maßnahmen der Notenbanken, die den Inflationsdruck mindern könnten, sind auch in Europa kaum zu erwarten. Ebenso wie die FED sieht auch die Europäische Zentralbank (EZB) keinen Handlungsbedarf, weil man davon ausgeht, dass der Preisauftrieb nur vorübergehender Natur ist. In Wahrheit können es sich die europäischen Währungshüter gar nicht leisten, etwa die Zinsen zu erhöhen, ohne die hoch verschuldeten Euro-Staaten vor allem in Südeuropa in den Bankrott zu treiben. Es steht also zu befürchten, dass die von einigen Experten schon seit Jahren vorhergesagte hohe Inflation, die in einigen Segmenten sogar das Ausmaß einer Hyperinflation annehmen könnte, schon bald Realität werden wird.

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Dienstag, 11.05.2021