Tyler Durden

Russland kaufte im März 300.000 Unzen Gold – Reserven nunmehr bei fast 2.000 Tonnen

Nachdem Russland allein im März 300.000 Unzen Gold gekauft hat, belaufen sich die Reserven des Landes inzwischen auf fast 2.000 Tonnen. Genau gesagt sind es 1.891 Tonnen oder 60,8 Millionen Troy-Unzen, wie die russische Zentralbank am Wochenende hinausposaunte. Russland hält damit mehr Gold als China, das offiziell 1.842 Tonnen Reserven meldet.

Es ist der 37. Monat in Folge, in dem Russland stetig und deutlich seine Goldreserven aufstockt.

Bemerkenswert ist auch, wie laut russische Medienkanäle verkündeten, dass die russische Zentralbank weiterhin auf Barrengold setzt. Die Entscheidung wurde lauter als sonst üblich verbreitet und von mehr Medien als sonst aufgegriffen.

Das spricht dafür, dass Gold als Bollwerk dienen soll. Die verdeckten Finanz-, Handels- und Währungskriege scheinen sich auszuweiten und Russland will sich mit den Goldreserven schützen.

Russland ist nicht das einzige Land, das verstärkt auf Gold setzt. Viele andere Nationen schlagen einen ähnlichen Weg ein, während sie sich vor den bevorstehenden Wertverlusten der US-Währung und dem Wegbrechen der amerikanischen Vormachtstellung zu schützen suchen. Das zeigt sich zum einen an den Goldkäufen, aber auch an vielen strategischen Entscheidungen, beispielsweise was die Lagerung nationaler Goldreserven anbelangt.

Russland ist in Sachen Goldreserven nun an China vorbeigezogen, gleichzeitig hat Russlands neuer Verbündeter Türkei all sein Gold aus den USA abgezogen und bei der Bank of England und der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich geparkt. Beides sind klare Schritte gegen die Vormachtstellung des US-Dollars. Die Entwicklung auf dem Goldmarkt in Kombination mit Meldungen, wonach Russland und China sich darauf verständigt haben, bestimmte Handelsgeschäfte künftig in Rubel und Renminbi abzurechnen, spricht eindeutig dafür, dass die globalen Supermächte ihre Abhängigkeit vom US-Dollar reduzieren und den Status des US-Dollar als globale Leitwährung brechen wollen.

Sowohl Russland als auch China könnten in großen Mengen Vermögenswerte in US-Dollar auf den Markt werfen und die amerikanische Währung damit destabilisieren.

Es ist schwer, die Medienrhetorik des Westens auszublenden, was Russland, die Türkei und China anbelangt, aber bei genauerer Betrachtung ergeben sich hier wertvolle Lektionen für gewöhnliche Investoren und Sparer.

Die Vorgänge wurden auch von anderen westlichen Nationen beobachtet. Die Niederlande und Deutschland beispielsweise haben kürzlich beschlossen, einen Teil ihrer Gold-Vorräte zurück nach Europa zu holen.

Die Gold-Mission

Russlands Präsident Wladimir Putin arbeitet seit Langem daran, die Goldreserven des Landes wieder aufzustocken, nachdem frühere Regierungen die Reserven so weit herunterwirtschafteten, dass sie weniger als 300 Tonnen betrugen.

Putin hat deutlich gemacht, dass das Land seiner Ansicht nach Gold und nicht US-Dollar halten sollte. Über viele Jahre hinweg hat die russische Zentralbank beständig Gold gekauft. Dahinter steht Putins Glauben an die finanzielle Souveränität, die Gold bietet, und an die Schutzfunktion des Edelmetalls, was geopolitische und ökonomische Risiken anbelangt.

»Gemäß der Anweisungen von Präsident Putin setzt die Bank Rossii seit vielen Jahren das Programm um, den absoluten Anteil von Gold an den Gold- und Devisenreserven des Landes zu erhöhen.« (Sergei Schwezow, erster stellvertretender Vorsitzender der russischen Zentralbank)

Putin kam 2000 das erste Mal an die Macht. Seit damals wuchsen in mehr Monaten die Bestände an Barrengold, als dass sie rückläufig waren. Eine deutliche Zunahme der Reserven lässt sich beobachten, seit der Westen 2014 Sanktionen gegen Russland verhängte. Seit damals ist der russische Staat der größte Goldkäufer der Welt, aktuell verfügen nur noch die USA, Deutschland, Italien und Frankreich über größere Reserven.

Gleichzeitig ist Russland der drittgrößte Goldproduzent der Welt. Das führt dazu, dass der russische Staat vor allem im eigenen Land kauft – ein zusätzlicher Vorteil, wenn es darum geht, die eigene finanzielle Gesundheit zu schützen. China schlägt einen ähnlichen Weg ein: Peking untersagt die Ausfuhr des im eigenen Land geförderten Golds, was ebenfalls für das Ansinnen spricht, das Finanzsystem des Lands und die Wirtschaft zu schützen und den Renminbi langfristig als Alternative zum US-Dollar zu positionieren.

Eine Schlinge aus Gold?

Dass die nicht zum Westen gehörenden Nationen ihre Goldreserven aufstocken, könnte letztlich dazu führen, dass sich die Gewichte in der globalen Ordnung verlagern.

Sollten die Beziehungen zwischen den USA und diesen Nationen auf einem anhaltend schlechten Niveau bleiben, könnte es geschehen, dass die Zentralbanken dieser Länder ihre in Dollar denominierten Vermögenswerte auf den Markt werfen. Sie könnten dann beispielsweise (im Falle Russlands) auf Renminbi umsteigen, aber natürlich auch auf Gold. Aller Wahrscheinlichkeit würde es ausreichen, wenn Russland oder China diesen Schritt wagt, und viele andere Länder würden nachziehen.

Aus aktuellen Äußerungen von Leuten wie Erdogan oder Putin wissen wir, dass ihnen diese Möglichkeit durchaus in den Sinn gekommen ist. So sagte der türkische Präsident Erdogan im April 2018: »Beim Dollar steht die Welt immer unter dem Druck der Wechselkurse. Wir sollten Staaten und Nationen diesen Wechselkursdruck ersparen. Gold war im Laufe der Geschichte niemals ein Mittel der Unterdrückung.«

Auf derselben Veranstaltung erklärte Erdogan, weshalb er sich dafür einsetzt, dass internationale Kredite nicht länger in Dollar, sondern in Gold vergeben werden:

»Ich habe bei einem G-20-Treffen einen Vorschlag gemacht. Ich habe gefragt: Warum vergeben wir alle Darlehen in Dollar? Lasst uns eine andere Währung nutzen. Ich schlage vor, dass die Darlehen auf Gold basieren sollten.«

Sobald ein Darlehen in Dollar vergeben wird, macht sich der Schuldner sofort zur Geisel der Währungspolitik der jeweiligen Zentralbank. Sie bestimmt durch ihre Geldpolitik den Preis des Dollars und dadurch, wie viel Geld sie druckt, den Wert des Dollars. Würden Kredite in Gold vergeben, wäre dieser gewaltige Gegenparteien-Druck nicht länger Teil des vor allem auf Dollar basierenden Schuldensystems.

Hände weg von unserem Gold

Seit vielen Jahren macht China klar: In China gekauftes Gold hat im Land zu bleiben. Russland und die Türkei sehen die Dinge ähnlich.

Vergangenen Monat wurde bekannt, dass die türkische Zentralbank beschlossen hat, ihre in den USA geparkten Goldreserven zurück ins Land zu holen. Angeblich reden wir über 220 Tonnen Gold. Zuvor hatten bereits die größten türkischen Privatbanken ihr Gold zurück ins Land geholt, beispielsweise die Halkbank, die 29 Tonnen Gold zurück in die Türkei verlegte. Präsident Erdogan hatte im Vorfeld gefordert, »den Wechselkursdruck abzuschütteln und Gold gegen den Dollar zu verwenden«.

Anatoli Aksakow, Vorsitzender des Finanzmarktausschusses im russischen Parlament, sprach mit der russischen Nachrichtenagentur RT über die Entscheidung der Türkei, ihr Gold aus den USA abzuziehen und im eigenen Land zu parken. Dabei erklärte er zur Lage in Russland: »Wir haben keinerlei Goldreserven in den USA, wir haben nur Devisenreserven im Ausland. Niemand kann Hand an unser Gold legen.«

Wer sein Gold von einer Jurisdiktion in eine andere verlegt, gibt damit gleichzeitig ein sehr lautes politisches Statement ab: »Wir können uns selbst um unser Gold kümmern und wir wollen euch nicht in der Nähe unseres Golds haben.«

Wenn westliche und nicht-westliche Staaten ihr Gold zurück ins eigene Land holen, sagen sie damit den USA, dass diese nicht länger die Macht über die Reserven dieses Staats haben und dass sie den USA nicht zutrauen, sich um die Reserven zu kümmern.

Sei deine eigene Zentralbank

Russland und zusehends auch die Türkei und China gelten in der einen oder anderen Form immer mehr als Bedrohung für den Westen. Das führte dazu, dass unterschiedliche Maßnahmen gegen diese Nationen ergriffen wurden, die ihnen den internationalen Handel und internationale Verhandlungen stark erschweren sollen.

Sei es durch Sanktionen oder durch Strafzölle – diese Länder spüren mittlerweile ganz deutlich den Druck, den die USA und ihre Verbündeten ausüben. Deshalb nutzen sie Gold, um sich zu schützen, ihre Devisenreserven und ihre mühsam verdienten Ersparnisse.

Für Anleger verbirgt sich hier eine Lektion: Bei Fiat-Währungen wird es immer eine Gegenpartei geben, die viel, viel mehr Macht besitzt als der Sparer oder der Anleger. Der Emittent des Fiatgelds zeigt im Normalfall herzlich wenig Interesse daran, wie sich sein Währungsmanagement auf Ersparnisse und Investitionen Einzelner auswirkt.

Mit Gold ist dieses Risiko nicht gegeben. Zentralbanken können den Nachschub an physikalischem Gold oder die Menge an realem Gold, die ein Investor rechtmäßig besitzt und in einer sicheren Jurisdiktion lagert, nicht beeinflussen.

Länder wie Russland, die Türkei und China wissen, welches Maß an finanzieller Unabhängigkeit Barrengold mit sich bringen kann. Gleichzeitig begreifen sie, wie wichtig es ist, dieses Barrengold an einem Ort zu speichern, der von Sanktionen des Westens, von Patzern der Zentralbank, von politischen Machenschaften und von der Verstaatlichung von Goldwerten und Goldunternehmen verschont bleibt.

Anleger sollten es ihnen gleichtun und als eigene Zentralbank agieren. Bereiten Sie sich finanziell vor und bemühen Sie sich um einen vernünftigen Anteil an Barrengold in ihrem Portfolio – Barrengold deshalb, damit es vor den gewaltigen geldpolitischen Experimenten der Zentralbanken geschützt ist, die die Gefahr mit sich bringen, allen mühsam aufgebauten Wohlstand zunichte zu machen.

In Zeiten großer geopolitischer Risiken, des Terrorismus und des Kriegs dient Gold zudem ebenfalls als Schutz. Gehen Sie vor wie die obigen Länder: Kaufen Sie sich physisches Gold, lagern Sie es in einer sicheren Jurisdiktion und sichern Sie ab durch einen zugewiesenen und identifizierbaren Goldbarren-Besitz.

QuelleZeroHedge