Tyler Durden

Russland warnt vor verstärkter Militärpräsenz der USA in Norwegen

Russland kritisiert heftig, dass in der nordnorwegischen Region Troms das Kontingent der dort stationierten US-Marines erhöht werden soll. Die Truppenaufstockung könne man auch als aggressiven Schritt einschätzen, so der Kreml laut einem Bericht der Marine Times.

Vergangene Woche hatte die russische Botschaft in Norwegen gewarnt, die geplante Aufstockung von US-Truppen in Norwegen könne Konsequenzen haben. Am Freitag kritisierte Maria Sacharowa vom russischen Außenministerium Norwegen dafür, seine militärische Zusammenarbeit mit Washington auszuweiten.

Dass die norwegische Regierung eine Verdoppelung des Kontingents an Marineinfanteristen unterstütze und sie in der Nähe der russischen Grenze stationiere, untergrabe das gegenseitige Vertrauen, so Sacharowa. Dass sich die Marines nur wenige hundert Kilometer von der Grenze zu Russland aufhalten, könne man auch als Angriff auffassen, sagte die Sprecherin.

Oslo beabsichtigt, im Vorfeld der im Herbst stattfindenden wichtigsten Truppenübung in Norwegen seit Ende des Kalten Kriegs die Zahl der US-Marines um 400 Mann aufstocken zu lassen. Die Soldaten sollen allerdings nicht dauerhaft im Land bleiben, sondern seien nur »im Rahmen des Rotationsprinzips entsandt«, wie das norwegische Verteidigungsministerium kürzlich erklärte.

»Wir haben uns die Berichte angesehen, die das norwegische Verteidigungsministerium am 13. Juni veröffentlicht hat. Darin enthalten ist Oslos Vereinbarung, die Größe des auf norwegischem Territorium stationierten Kontingents des US Marine Corps von 330 auf 700 Mann zu verdoppeln, die Rotationsdauer auf fünf Jahre zu verlängern, die Präsenz im Norden zu verstärken, näher an der Grenze zu unserem Land, und auf Kosten der USA im Zuge der Umsetzung für die sogenannte »Europäische Initiative zur Abschreckung Russlands« Infrastruktur für Kampfflugzeuge zu erschaffen«, so Sacharowa.

»Wir sind der Ansicht, dass derartige Entscheidungen die traditionelle norwegische Politik untergraben, in Friedenszeiten auf eigenem Territorium nicht dauerhaft ausländische Militärstützpunkte zuzulassen. Es ist klar, dass die Handlungen der aktuellen norwegischen Behörden das Vertrauen und die Zuverlässigkeit in den bilateralen Beziehungen schwächen und im Widerspruch zu früheren Versprechen stehen, eine Politik mit aggressiven Zielen abzulehnen.«

Via Facebook wies die russische Botschaft in den USA darauf hin, dass derartige Handlungen im Widerspruch zur 1949 getroffenen Entscheidung Norwegens stehen, wonach ausländische Staaten nur dann Militärstützpunkte auf dem Territorium des Landes errichten dürfen, wenn Norwegen angegriffen wird oder Gefahr läuft, angegriffen zu werden.« Das jetzige Vorgehen könne die Spannungen intensivieren und ein Wettrüsten auslösen, das die Situation in Nordeuropa destabilisiert, so die russische Botschaft: »Wir erachten diese Handlungen als eindeutig unfreundlicher Natur, insofern können sie nicht ohne Folgen bleiben.«

Vertreter des norwegischen Staats hätten wiederholt erklärt, dass Russland keinerlei Bedrohung für die Sicherheit des Landes darstelle, sagte Sacharowa. »Da das US Marine Corps auf norwegischem Boden stationiert ist, lautet die Frage also: Haben die USA Norwegen angegriffen?«, so die Pressesprecherin. »Wir fordern die norwegische Seite auf, die russische Meinung zu den Entwicklungen zu berücksichtigen, um den Geist freundlicher Nachbarschaft zu bewahren, der sich über viele Jahre hinweg entwickelt hat.«

Die russische Botschaft in den USA erklärte, die Präsenz der Marines werde von Dauer sein, wobei die Truppen alle sechs Monate abgelöst werden. »Auf diese Weise operieren alle Militärstützpunkte und sogar Botschaften.«

»Besonders beunruhigt uns, dass Oslo diese Pläne vorantreibt, obwohl es weder nennenswerten politischen Dialog noch bedeutsame Kontakte zwischen den Militärs [Russlands und Norwegens] gibt, da Norwegen den Kontakt vermeidet«, so die russische Botschaft.

»Wir glauben, Europas Sicherheit muss gleich und unteilbar sein«, hieß es aus der Botschaft. »Das ist nur zu gewährleisten, wenn die wahren nationalen Interessen verfolgt werden, während gleichzeitig gegenseitiger Respekt und ein Geist der Zusammenarbeit herrschen. Je eher das Oslo bewusst wird, desto besser.«

Das amerikanische Marine Corps hat bislang auf rotierender Basis jeweils etwa 300 Marineinfanteristen in die Arktisregion entsandt, damit diese lernen, in extremer Kälte zu agieren.

Der Oberkommandierende der US Marines, General Robert B. Neller, sagte vergangene Woche bei einer Rede am Naval War College, dass die Genehmigung für die Entsendung zusätzlicher Marines erteilt worden sei. Neller hatte sich dafür eingesetzt, die Soldaten unter extremen Kältebedingungen Kriegsführung in der Arktis üben zu lassen. Aktuell rotieren die Marines alle sechs Monate und bereiten sich auf eine Bedrohung durch Russland unter arktischen Bedingungen vor.

Die Karte zeigt, dass Norwegen und Russland auf rund 200 Kilometer Länge eine gemeinsame Grenze teilen. Das Kontingent der Marines wird in der Region Setermoen stationiert werden, etwa 400 Kilometer von der Grenze entfernt.

Im Herbst wird Norwegen Schauplatz eines der größten NATO-Manöver aller Zeiten sein. Rund 35.000 Soldaten werden involviert sein.

Was wir hier erleben, ist die Ruhe vor dem Sturm. Wir haben bereits früher davon gesprochen: Die NATO bringt ihre Schachfiguren in Norwegen und angrenzenden Regionen in Position, bevor im Herbst das größte Manöver seit dem Kalten Krieg stattfindet. Es wird immer offensichtlicher, dass am Horizont ein Zusammenprall zwischen NATO und Russland aufzieht.

Quelle: ZeroHedge