Andreas von Rétyi
»Weißhelme«: Eine NGO im Auftrag der Geheimdienste?
Wie der US-Sender CBS kürzlich bekannt gab, stellen die Vereinigten Staaten ihre finanzielle Unterstützung für die Hilfsorganisation White Helmets in Syrien ein. Doch unter anderem der deutsche Steuerzahler hält die umstrittene Gruppe am Leben.
Weiße Helme, weiße Weste? Investigative Journalisten sehen das anders. Sie attestieren der Hilfstruppe politische Manipulation und Lügenpropaganda. Bislang wurden die Weißhelme wesentlich vom US-Außenministerium mitfinanziert. Damit ist jetzt Schluss. Den Riegel vorgeschoben hat nun US-Präsident Donald Trump. Schon Ende März erfolgte seinerseits die Anweisung ans Ministerium, die für diverse Projekte in Syrien bereitgestellten 200 Millionen US-Dollar nicht auszuzahlen. Zu den Weißhelmen war konkret zu vernehmen, die Unterstützung sei »unter Begutachtung«. Unter anderem aus Großbritannien und Deutschland fließen allerdings weiterhin Millionenbeträge an diese »NGO«, die zudem von privaten Geldgebern gefördert wird.
Gegründet wurde der nichtstaatliche syrische Zivilschutz im Jahr 2013 von James Le Mesurier, einem Ex-Offizier der britischen Armee. Zu seiner Person fanden sich schnell geheimdienstliche Verflechtungen, kaum jedoch Hinweise auf Humanitäres. Auch seine Funktion als Militärberater der Vereinigten Arabischen Emirate lässt tief blicken. Da spielt es keine Rolle, wenn Le Mesurier selbst nicht als Finanzier auftritt. Diese Aufgabe übernehmen andere NGOs und »Menschenfreunde« mit größerem Portfolio. Während sich die Weißhelme beinahe selbstredend gerne als »unabhängig« charakterisieren, haben sie in den vergangenen Jahren vor allem von jenen Staaten großzügige Zuwendungen erfahren, die stark in die Syrienkrise involviert sind. In Worten: USA, Großbritannien und die Niederlande. Auf diesen Hintergrund verwies bereits die russische Außenamtssprecherin Maria Sacharowa, die von »ausgeklügelten Finanzierungsschemata« der Weißhelme spricht.
Wenn die (Fass-)Bombe platzt
Sacharowa erinnert an die Stiftung Mayday Rescue Foundation. Sie wurde nur ein Jahr nach den Weißhelmen gegründet, wobei Transparenz hier weitgehend ein Fremdwort ist. Bemerkenswert aber: Die in den Niederlanden registrierte, nichtkommerzielle Stiftung erweist sich wiederum als Kind von James Le Mesurier, der auch durch seine intimen Verbindungen mit mehreren privaten Sicherheitsfirmen einigen Einfluss auszuüben vermag. Die investigative Journalistin Vanessa Beeley wies wiederholt darauf hin, dass die White Helmets einen Schattenstaat in Syrien errichten sollen und auch vom Multimilliardär und vorgeblichen Philanthropen George Soros gesponsert würden sowie mit dem Syrian Observatory for Human Rights (SOHR) kooperierten. Diese von einem aus Syrien stammenden Geschäftsmann gestützte Menschenrechts-»Beobachtungsstelle« geriet ihrerseits bereits 2011 in die Diskussion, nachdem ein SOHR-Bericht als Quelle für eine in zahlreichen Medien verbreitete Falschmeldung die Runde gemacht hatte. Kurz gesagt: eine Neuauflage der Brutkastenlüge von 1990. Nur dass es jetzt um die »gezielte Tötung von Neugeborenen« in Brutkästen eines Krankenhauses in der syrischen Stadt Hama ging. Angeblich hatte die syrische Regierung die Stromversorgung absichtlich abgeschaltet.
Manipulation und Nachrichtenfälschung
Auch den Weißhelmen wurden wiederholte, stark politisch motivierte Manipulationen durch Nachrichtenfälschung in Wort und Bild vorgeworfen. Da gab es die Geschichte mit der Fassbombe: Im Jahr 2015 twitterten die Weißhelme zu einem schrecklichen Angriff und »belegten« die Verwüstung mit einem bereits zwei Jahre alten Foto.
Dass sich Kinder, gerade angesichts aller realen Gräuel, politisch ebenfalls hervorragend instrumentalisieren lassen, haben auch die Weißhelme längst erkannt. So verwies unter anderem Kurt Nimmo auf ein mittlerweile berühmtes Foto vom 25. September 2015. Es zeigt einen Vater mit seinem blutenden Kind im Arm – Opfer einer russischen Attacke. Seltsam nur: Russland trat erst am 30. September in den Syrienkrieg ein. Es gäbe weitere Beispiele.
»Rettungsteam für al-Qaida«
Kritiker identifizieren die Weißhelme als Pseudohilfsorganisation, die synthetische humanitäre Katastrophen schafft und die Assad-Regierung in ein denkbar schlechtes Licht zu rücken versucht. Interessant, dass diese Regierung humanitäre Hilfsaktionen durchaus begrüßt, während betreffende Organisationen in Terroristengebieten stets nur unter höchster Gefahr agieren konnten – bis auf die Weißhelme, die dort nie behelligt wurden. Vanessa Beeley sieht in ihnen eine vom Westen initiierte und mit den Mitteln einer Armee ausgestattete Terror-Operation.
Der Luftfahrtingenieur Rick Sterling hat sich dem Kampf für Gerechtigkeit in Afrika verschrieben und zählt zu den Gründungsmitgliedern der Syria Solidarity Movement, die sich gegen die mit Syrien verbundenen militärischen Interessen westlicher Eliten richtet. Zu den Anfängen und Motiven der Weißhelme erklärt er: »Zivilisten aus Rebellengebieten wurden dafür bezahlt, in die Türkei zu reisen und dort eine Ausbildung für Rettungseinsätze zu absolvieren. Das Programm wurde von James Le Mesurier geleitet … Die White Helmets arbeiten vorwiegend mit der Rebellengruppe Jabat al-Nusra (al-Qaida in Syrien) zusammen. Videomaterial der unlängst ausgeführten, vorgeblichen Chlorgasattacken beginnt mit dem White-Helmets-Logo und wird dann unter dem Logo von al-Nusra fortgesetzt. Tatsächlich sind die White Helmets ein kleines Rettungsteam für al-Nusra/al-Qaida.«
Hilfe für die Weißhelme
Recherchen belegen zunehmend ein perfides Spiel, bei dem eine vorgeblich humanitäre Organisation gezielte Inszenierungen von Rettungsaktionen nach vermeintlichen Angriffen der syrischen Regierung durchführt, um damit Anti-Assad-Stimmung zu provozieren. Diesen Vorwurf mussten sich die Weißhelme auch vom Nahost-Kenner Professor Günter Meyer gefallen lassen – sogar in der ARD. Wie er am 10. April im Mittagsmagazin erklärt hatte, inszenierten die Weißhelme Rettungen von Kindern sowie mehrere angebliche Chemie-Attacken, darunter auch diejenige im syrischen Duma. Prompt wurde er von etlichen Leitmedien als »Verschwörungstheoretiker« betitelt. Die rund 3000 Weißhelme bleiben weiter aktiv, trotz der ausbleibenden US-Finanzierung, die – so ein Sprecher – nicht ohne ernsthafte Auswirkungen auf die Tätigkeit bleiben werde.
Hilfe könnte aus Großbritannien nahen: Am 9. Mai ließ Theresa May durchblicken, in Reaktion auf die US-Entscheidung nun zusätzliche Finanzhilfen zu erwägen.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Kopp Exklusiv.
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