Andreas von Rétyi

»Willkommenskultur« und ihre Folgen:
Sexualerziehung für Migranten

Deutschland erlebt Übergriffe, Vergewaltigung, Mord in einer nie zuvor gekannten Häufigkeit. Die Gründe liegen auf der Hand. CDU-Politikerin Annette Widmann-Mauz verlangt »Sexualaufklärung« für Asylbewerber. Reicht dieser Vorschlag schon aus?

Was gegenwärtig an Verbrechen bekannt wird, genügt wahrlich, dass vor allem Frauen in permanenter Angst und Panik leben. Das hat es so noch nie gegeben. Die prädominante Tätergruppe lässt sich leicht charakterisieren – »eingrenzen« wäre hier wohl ein eher unpassender Begriff –, sie genießt aber bekanntlich einen gewissen Sonderstatus. Schließlich dreht sich alles um mehr oder minder junge männliche Schutzsuchende aus spezifischen Kulturkreisen. Genau dieser spezifische Hintergrund sowie eine mehr als gesunde Triebhaftigkeit bilden ein zwingend explosives Gemisch.

Allein die davon ausgehenden, in einer Stadt wie Freiburg verübten Gewalttaten belegen ausreichend, welches zusätzliche Gefahrenpotenzial durch verantwortungslose Politik erzeugt wurde. Schwerwiegende Taten, – ob Einzeldelikte mit Todesfolge oder stundenlange Vergewaltigungen durch »Gruppen junger Männer« – es ist wirklich alles dabei. Die Politik hat selbstverständlich ihre eigene Art, mit der »Angelegenheit« umzugehen.

Da wäre aktuell die CDU-Politikerin Annette Widmann-Mauz. Seit rund einem halben Jahr fungiert sie als Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration. Sie scheint eine eher schlichte Vorstellung von kulturellen Unterschieden sowie einer über Generationen bestehenden Konditionierung zu besitzen. Sie nimmt daher an, dass ein paar Hinweise für die Neuankömmlinge genügen, um bei ihnen den korrektiven »Aha-Effekt« auszulösen, was nun in unserem Kulturkreis sein darf und was nicht. So fordert sie entsprechende »Wegweiserkurse« über das Zusammenleben in Deutschland.

Ärgerliche Floskeln

Asylsuchende sollen gleich nach ihrer Ankunft und somit noch in der Erstaufnahmeeinrichtung entsprechend informiert werden. Dazu »gehört auch, dass es für sexuellen Missbrauch und andere Gewalttaten null Toleranz gibt«, so betonte Widmann-Mauz gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND), das 2013 gegründet wurde und überregionale Inhalte an mehr als 50 Tageszeitungen vermittelt. Mahnende Worte und ein erhobener Zeigefinger sollen also unmittelbare Einsicht und »kulturellen Wandel« bewirken! Das erinnert an die »Yes«/»No«-Piktogramme, wie sie neuerdings in öffentlichen WCs zu sehen sind, um Migranten die hierzulande üblichen Gepflogenheiten des Toilettengangs nahezubringen. Selbst da gibt es bereits Probleme.

Wenn es allerdings um Vergewaltigung und Sexualmord geht, werden ein paar Hinweise und das Nulltoleranzsignal kaum genügen. Alles nichts als ärgerliche Floskeln der Beschwichtigung, die weder etwas bewirken noch potenzielle Opfer beruhigen, das muss wohl nicht zuletzt die Integrationsbeauftragte wissen.

Nach den Gewalttaten von Freiburg fordert auch der im algerischen Oran geborene Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi ein Aufklärungsprogramm für Migranten. Ourghi lehrt an der Universität Freiburg, ist dort Leiter des Fachbereichs für Islamische Theologie/Religionspädagogik. Wie Ourghi sagt, »müssen die Gründe für die Dekadenz im kollektiven Bewusstsein der arabischislamischen Kulturen erhellt werden«, ohne Furcht vor der Islam- und Selbstkritik. Fürwahr, schön gesagt, aber meilenweit am eigentlichen Problem vorbei.

»Gewisses Unbehagen«

Wohin der Kurs steuert, wird schnell klar, wenn Ourghi dann erklärt, jene öffentliche Debatte über sexuelle Überfälle einiger Flüchtlinge löse »gewiss auch beim neutralen Beobachter Unbehagen aus«. Schon im nächsten Satz relativieren sich diese »unbehaglichen Fälle« und werden auf eine willkommene Option für das rechte Lager reduziert, das sich in ideologischen Vorurteilen bestätigt sehe und »Kapital aus den Ereignissen schlagen« wolle. Die stereotype Argumentation also. Doch selbst aus dieser Sicht muss Ourghi einräumen: »Fest steht, dass die Täter aus der muslimischen Minderheitsgesellschaft stammen und die Opfer wehrlose Frauen aus der Mehrheitsgesellschaft sind.«

»Diese komplett neue Dimension sexueller Gewalt ist seit 2016 eine große Herausforderung«, so heißt es weiter. Ohne dies noch weiter zu kommentieren, muss aber auch klar sein, dass sich Ourghi für einen säkularen liberalen Islam starkmachen will, der unter anderem eine zeitgemäße und geschlechtergerechte Auslegung des Koran einschließt. Die ausländische Finanzierung von Moscheevereinen solle kontrolliert werden.

Nichts ist mehr »unfassbar«

Ourghi will gleichsam als Martin Luther des Islam auftreten, wenn er seine 40 Thesen zur Reform des Islam an die Berliner Dar-as-Salam-Moschee anschlägt. Die evangelische Kirche spricht mit Blick darauf jedoch von einem PR-Gag. Kritiker bezeichnen Ourghis Haltung zum Islam als zu undifferenziert, Muslime könnten sich mit seinen Ideen kaum identifizieren. Der Liberal-Islamische Bund charakterisierte die Konzepte als nicht liberal, Ourghi unterstütze rassistische und islamfeindliche Diskurse in Deutschland. Mit seiner akademischen Sicht erreicht er gewiss vor allem die Täter nicht. Zu prognostizieren wäre da nur eines: Steuergelder fließen in unsinnige Aufklärungsprojekte, bei denen selbst längerfristig äußerst fragwürdig bleibt, ob sie auch nur eine minimale positive Wirkung entfalten werden. Nun, auch die Organisation Pro Asyl zeigt sich skeptisch zur Sexualaufklärung von Asylbewerbern. Allerdings aus ganz anderen Gründen. Man lerne Werte und Normen besser im Alltag als im Unterricht.

Nach den bereits bekannten Vergewaltigungen in Freiburg folgte am 31. Oktober gleich schon die nächste Meldung – mittlerweile gar nicht mehr so unfassbar und wiederum aus Freiburg: Dort wurde ein »28-jähriger Mann« verhaftet, dem »mehrere sexuelle Übergriffe vorgeworfen« werden – von mindestens drei weiblichen Opfern ist die Rede. Der Täter stammte aus Eritrea.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Kopp Exklusiv.
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